Warum wir uns das Recht auf eine Pause nicht verdienen müssen
- Danijela Gvozdenović - Beraterin für Frauengesundheit

- 20. Aug.
- 3 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 2. Sept.
Du kennst diesen Moment, wenn du dich mit einer Tasse Kaffee auf die Terrasse setzt und denkst: „Jetzt werde ich ein bisschen ausruhen.“
Und dann startet dein Gehirn wie eine kaputte Playlist: Wäsche, Mittagessen, E-Mails, Kind, morgen, nächste Woche… Und vom „Ausruhen“ bleibt nur Nervosität.
Du bist nicht allein. Immer mehr Frauen sagen, dass sie nicht abschalten können, selbst wenn sie die Gelegenheit dazu haben. Und das hat seine Gründe.
WARUM ES UNS SO SCHWER FÄLLT, ZU PAUSIEREN
DIE ROLLE DER „TRÄGERIN VON ALLEM“
Wie oft hast du gehört:
„Die Frau ist die Säule des Hauses.“
„Wer, wenn nicht du?“
„Du kannst alles.“
Solche Sätze haben sich tief eingeprägt. Und deshalb fühlst du dich schuldig, wenn du müde bist. Egoistisch, wenn du dich ausruhst. Als würde etwas „zerbrechen“, wenn du innehältst.
MODERNER PERFEKTIONISMUS
Früher reichte es, „eine gute Mutter“ zu sein. Heute wird erwartet, dass du erfolgreich, gepflegt, fit, fröhlich, organisiert und ausgeruht bist. Sogar wenn du dich ausruhst, soll es produktiv sein: „Lade deine Batterien auf, sieh frisch aus, regeneriere dich.“
Wo ist da Platz für einen Tiefpunkt? Es gibt ihn nicht.
CHRONISCHER STRESS
Wenn du seit Monaten oder Jahren auf „Hochspannung“ läufst, vergessen dein Körper und Geist, was Entspannung bedeutet. Du kommst ans Meer und bist immer noch angespannt. Nervös. Und fühlst dich sogar schuldig, weil du „nicht richtig ausruhst“.
WAS IST WIRKLICH AUSRUHEN
Aus psychologischer Sicht ist Ausruhen kein Luxus. Es ist auch keine Belohnung, die wir erst verdienen, wenn alle Aufgaben erledigt, das Haus aufgeräumt und die To-do-Liste abgehakt ist. Ausruhen ist ein Grundbedürfnis unseres Systems, genauso wie Essen und Wasser. Ohne es arbeiten Körper und Geist auf „Reserve“, verbrauchen die letzten Ressourcen und treiben uns in einen Teufelskreis aus Müdigkeit und Unzufriedenheit.
Ausruhen ist ein Reset. Es ist der Moment, in dem wir das Gleichgewicht wiederherstellen, verlangsamen und uns erlauben, Menschen zu sein, keine Maschinen. Es bedeutet nicht immer, tagelang zu schlafen oder auf exotische Reisen zu gehen; oft reicht schon eine kleine, aber qualitativ hochwertige Pause im Alltag.
Es gibt drei Ebenen des Ausruhens:
Physische Pause - Schlaf, der regeneriert, Muskelentspannung, bewusstes Innehalten. Das kann ein 20-minütiges Nickerchen sein, Herumliegen in Stille oder einfach ein Moment, in dem du deinen Körper vollständig entspannen lässt.
Mentale Pause – ein Moment ohne Verpflichtungen, Pläne oder Gedanken, die ununterbrochen in deinem Kopf kreisen. Das kann ein Spaziergang ohne Handy sein, in den Himmel schauen oder Meditation. Der Moment, in dem du die „Geräusche“ zur Ruhe kommen lässt.
Emotionale Pause – dir selbst erlauben, für mindestens eine halbe Stunde nicht an andere zu denken, ihre Bedürfnisse nicht zu analysieren und ihre Emotionen nicht zu tragen. Das ist Zeit für dich, für ein warmes Bad, dein Lieblingsbuch, Musik oder einfach Stille.
Ausruhen ist also keine Passivität. Es ist aktive Selbstfürsorge. Es ist der Moment, in dem wir unserem Körper und unserer Seele sagen: „Ihr seid wichtig. Ich höre euch. Es ist Zeit, euch zu erneuern.“
WIE DU LERNST, DICH OHNE SCHULDGEFÜHLE AUSZURUHEN
ERLAUBE ES DIR
Der erste Schritt ist die innere Erlaubnis. Schreibe dir auf:
„Mein Frieden ist notwendig. Meine Müdigkeit ist real. Ich muss mich nicht erschöpfen, um wertvoll zu sein.“
MIKRO-PAUSEN JEDEN TAG
Du musst nicht in die Berge oder ins Spa. Manchmal reichen drei tiefe Atemzüge.
Oder:
10 Minuten Stille ohne Bildschirm,
ein Spaziergang ohne Ziel,
eine Pause mit Kaffee und geschlossenen Augen.
LERNE, „NEIN“ ZU SAGEN
Grenzen sind deine schönsten Mauern.
Probiere:
jeden Tag eine Aufgabe ohne Erklärung abzulehnen,
einen Abend pro Woche für alle unerreichbar zu sein.
DEIN KÖRPER IST KEIN PROJEKT
Der Sommer kann Unsicherheiten wecken: Badeanzüge, Fotos, Vergleiche.
Aber dein Körper ist keine Dekoration. Er ist das Zuhause, in dem du lebst.
Betrachte ihn mit Dankbarkeit, nicht mit Kritik. Bewege ihn aus Liebe, nicht aus Strafe.
EIN TAG OHNE STRUKTUR
Versuche, mindestens einmal pro Woche nichts zu planen. Lass den Tag dich leiten. In dieser Spontaneität liegt oft das Gefühl von Freiheit.
FRAGE DICH: „WAS BRAUCHE ICH JETZT?“
Statt: „Was muss ich noch tun?“, frage: „Was brauche ich jetzt wirklich?“
Vielleicht ein Glas Wasser. Vielleicht eine Umarmung. Vielleicht Stille.
Das ist keine Schwäche, das ist Mut.
Du hast das Recht, müde zu sein.
Du hast das Recht, innezuhalten.
Du hast das Recht, nicht alles zu tragen.
Ausruhen muss nicht perfekt oder Instagram-tauglich sein. Aber es muss echt sein.
Denn eine Frau, die weiss, wie man sich ausruht, weiss auch, wie man zu sich selbst zurückfindet.
Unser Expertenteam steht Ihnen für Online-Beratungen zur Verfügung
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