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Erfahrung eines Schwangerschaftsverlustes und eine Lektion über Vertrauen in Ärzte

  • Anonimno
  • 11. Nov.
  • 4 Min. Lesezeit

Wenn wir über eine Schwangerschaft sprechen, denken wir meist an Freude, Hoffnung und Erwartung. Aber manchmal bringt dieser Weg auch Schwere und Verlust - Dinge, über die selten laut gesprochen wird. Dies ist die ehrliche und anonyme Geschichte einer jungen Frau, die sie teilen wollte, damit andere Mütter wissen: Sie sind nicht allein.



ZWISCHEN HOFFNUNG UND UNSICHERHEIT


Ich bin 21 Jahre alt und bin im Oktober letzten Jahres mit meinem ersten Kind schwanger geworden. Am Anfang hatte ich keine Schmerzen und keine Blutungen, alles schien perfekt zu sein. Aber die Probleme begannen bereits in der siebten Schwangerschaftswoche. Mein Arzt liess meinen Beta-HCG-Wert bestimmen, weil das Baby im Ultraschall noch nicht zu sehen war.


Alle zwei Tage machte ich Bluttests, einmal lag der Wert bei etwa 400, zwei Tage später stieg er auf über 600. Ich wusste damals nicht viel darüber, also fragte ich meine Gynäkologin, ob alles in Ordnung sei. Die Schwester und der Arzt sagten mir jedes Mal, die Ergebnisse seien gut, also machte ich mir keine Sorgen.


Zwei Wochen später kam ich zur nächsten Untersuchung. Der Arzt war über meine bisherigen Befunde nicht informiert, er dachte, es sei nur eine Routinekontrolle. Als ich sagte: „Doktor, ich bin schwanger“, sah er mich verwirrt an, machte einen Ultraschall und sagte den Satz, den ich nie vergessen werde: „Sie sind nicht schwanger, Sie haben ein Myom.“


Ich war schockiert. Ich erklärte ihm, dass ich Beta-HCG-Tests gemacht hatte und die Ergebnisse eindeutig eine Schwangerschaft zeigten. Er rief die Schwester, um die Werte zu prüfen, und sagte dann schliesslich: „Aha, Sie sind doch schwanger.“


In diesem Moment verlor ich mein Vertrauen. In mir mischten sich Angst, Zweifel und Verwirrung, Gefühle, die viele Frauen sicher kennen.


Aufgrund dieses Missverständnisses beschloss ich, zu einem privaten Gynäkologen zu gehen in der Hoffnung auf Sicherheit und klare Antworten. Ich suchte einen erfahrenen Arzt mit über 60 Jahren Berufserfahrung auf. Er sagte mir, ich hätte eine Eileiterschwangerschaft, und überwies mich sofort ins Krankenhaus.


Dort untersuchte mich eine Gynäkologin und bestätigte, dass es keine Eileiterschwangerschaft war, sondern eine intakte Schwangerschaft in der Gebärmutter. Sie konnte die Plazenta sehen, sagte mir aber, dass die Schwangerschaft sich wahrscheinlich nicht richtig entwickeln würde, weil der Beta-HCG-Wert nicht so stieg, wie er sollte.


Von da an musste ich alle zwei Tage zur Kontrolle Blutabnahme, Ultraschall, Gespräche. Und jedes Mal hoffte ich, dass der nächste Wert besser sein würde.


Bei der nächsten Untersuchung geschah das, worauf ich so lange gewartet hatte: Der Beta-HCG-Wert hatte sich fast verdoppelt. Der Arzt sagte, die Schwangerschaft könne sich vielleicht doch normal entwickeln und dass ich die Hoffnung nicht aufgeben solle. Ich sollte weiterhin alle zwei Wochen zur Kontrolle kommen.


Endlich fühlte ich Erleichterung. Ich begann zu glauben, dass alles gut werden könnte, vielleicht entwickelte sich das Baby einfach nur langsamer. Aber nur wenige Tage später kam der nächste Schock.


Voller Vorfreude ging ich zum Ultraschall, in der Hoffnung, zum ersten Mal den Herzschlag meines Babys zu hören. Leider sagte mir mein Gynäkologe derselbe, der meine Schwangerschaft zuvor mit einem Myom verwechselt hatte, dass das Herz des Babys nicht mehr schlägt.


Ich erstarrte. Ich konnte es nicht glauben. Ich suchte sofort eine zweite Meinung im Krankenhaus, doch dort bestätigten sie die schlimmste Nachricht: Die Schwangerschaft hatte sich nicht weiterentwickelt, und ich musste eine medikamentöse Ausschabung durchführen lassen.


Nach allem blieb Leere zurück. Und Angst. Nicht nur vor einer weiteren Schwangerschaft, sondern auch vor dem medizinischen System, dem ich einmal vertraut hatte.


Nach dieser Erfahrung verlor ich das Vertrauen in Ärztinnen und Ärzte und entschied, dass ich, falls ich wieder schwanger werden sollte, erst dann zu Untersuchungen gehen würde, wenn die Schwangerschaft stabil ist. Ich weiss, das ist nicht rational, aber jede Frau, die Ähnliches erlebt hat, weiss, dass die Angst nach einem Schwangerschaftsverlust real, tief und sehr persönlich ist.



FÜR JEDE FRAU, DIE DAS GLEICHE DURCHMACHT


Ich bin durch Trauer, Schmerz, Zweifel und wieder durch Trauer gegangen.

Doch mit der Zeit habe ich erkannt, dass das, was ich erlebt habe, so schmerzhaft es war, Teil des Lebens vieler Frauen ist. Wir sprechen nur zu selten darüber.


Darum möchte ich jeder Mama, die eine Fehlgeburt oder einen ähnlichen Verlust erlebt hat, sagen: Ihr seid nicht allein. Ihr seid nicht schwach. Und es ist nicht eure Schuld.


Jede Geschichte wie meine gibt Tausenden Frauen eine Stimme, die bisher geschwiegen haben. Wenn wir unsere Erfahrungen teilen, erkennen wir, dass Schmerz und Stärke sich nicht ausschliessen, sie gehen oft Hand in Hand.


Was ich aus meiner Erfahrung gelernt habe:

  1. Höre auf deinen Körper. Er weiss oft früher als Ärztinnen und Ärzte, wenn etwas nicht stimmt.Wenn du das Gefühl hast, dass etwas nicht in Ordnung ist, hol dir eine zweite Meinung.

  2. Vertraue deinem Instinkt. Auch wenn man dir sagt, alles sei gut, hast du das Recht, es zu überprüfen. Das ist keine Unsicherheit, sondern Selbstfürsorge.

  3. Unterdrücke deine Gefühle nicht.Trauer und Angst sind Teil des Heilungsprozesses. Erlaube dir, sie zu fühlen.

  4. Umgib dich mit Unterstützung. Gespräche mit Frauen, die Ähnliches erlebt haben, können Wunder für dein Vertrauen ins Leben bewirken.



ERZÄHLE DEINE GESCHICHTE


Wenn auch du eine ähnliche Situation erlebt hast, wenn du eine Schwangerschaft verloren hast oder dich in deinem Schmerz allein fühlst, teile deine Geschichte. Deine Erfahrung kann anderen Frauen helfen, Symptome zu erkennen, weniger Angst zu haben und mehr Verständnis zu finden.


Erzähle deine Geschichte denn jede Geschichte heilt dich und andere.

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